Initiative Stolpersteine

„Hier wohnte ..." oder „Stolpersteine" als Denkmale für Nachbarn

Sie sind klein und unscheinbar, aber sie halten die Erinnerung wach. Sie nennen Namen. Sie verweisen auf ehemalige Nachbarn. Oft sind sie auch Steine des Anstoßes. Die Rede ist von zehn mal zehn Zentimeter großen Pflastersteinen mit beschrifteten Messingtafeln, die an über 500 Orten in Europa in den Bürgersteig eingelassen sind. Als „Stolpersteine" erinnern sie Passanten daran, wo einst jüdische Mitbürger lebten, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.

Die Idee zu den „Stolpersteinen" stammt vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig. Seit langem setzt er sich dafür ein, dass an die Vertreibung und Vernichtung genau an den Orten erinnert wird, wo sie ihren Ausgangspunkt nahmen – nämlich mitten unter uns. Für Demnig ist entscheidend, dass „das Gedenken in unsere Lebensmitte gerückt wird und Erinnerungsmerkmale nicht weitab liegen, wie die zahlreichen nach 1945 entstandenen Gedenkstätten und Mahnmale, die man bequem auch links liegen lassen kann". Weitere Informationen zu dem Projekt Gunter Demnig finden Sie unter www.stolpersteine.eu.

Die Initiative „Stolpersteine für Kaldenkirchen" möchte sich dafür einsetzen, dass die Namen der früheren jüdischen Mitbürger Kaldenkirchens an den Ort zurückkehren, an dem sie ihren letzten frei gewählten Wohnsitz hatten – in das Pflaster vor ihrem ehemaligen Wohnhaus. Ein Anfang wurde bereits im Februar 2012 gemacht, als auf Initiative einer Lehrerin der Gesamtschule Nettetal Schülerinnen das Setzen von sechs „Stolpersteinen" im Schulunterricht vorbereiteten und zusammen mit Gunter Demnig vor den Häusern Fährstraße 3 und Steyler Straße 7 durchführten.

Weitere Stolpersteine an zunächst vier Stellen in Kaldenkirchen wurden im Juli 2013 gesetzt. Insgesamt sind es - nach heutigem Stand – weitere 18 Personen, für die wir nach und nach in den nächsten Jahren Stolpersteine setzen möchten. Ihre Namen sind auch auf der Gedenkstele auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof Ecke Jahnstraße/Frankstraße zu finden. Eine nächste Verlegung von zehn Stolpersteinen für die jüdischen Familien Grunewald, Bonn und Keizer, die in der Schjoah ermordet wurden, ist für Sonntag, den 9. November 2014 ab 11.30 Uhr in der Kaldenkirchener Fußgängerzone geplant. Vorher findet um 10.00 Uhr ein Gedenkgottesdienst anläßlich der Pogromnacht von 1938 in der evangelischen Kirche, Kehrstraße 59-61, statt.

Mit Spenden kann die Arbeit der Initiative „Stolpersteine für Kaldenkirchen" unterstützt werden. Spenden können unter dem Stichwort „Stolpersteine" auf folgendes Konto eingezahlt werden:

Evangelische Kirchengemeinde KaldenkirchenStichwort „Stolpersteine"Konto 36304806 , Sparkasse Krefeld (BLZ 320 500 00). 

Spendenbescheinigungen können von uns ausgestellt werden.

An dieser Stelle möchten wir auf unseren Flyer verweisen. Erhalten Sie damit noch weiterführende Informationen. Bitte klicken sie -> hier <- 

Neben Spenden besteht auch die Möglichkeit, eine Patenschaft für „Stolpersteine" zu übernehmen. Paten übernehmen die Kosten für einen „Stolperstein" in Höhe von € 120. Es können selbstverständlich auch mehrere Personen gemeinsam die Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen. 

Kontakt und weitere Informationen

Initiative „Stolpersteine für Kaldenkirchen"
c/o Pfarrer Andreas Grefen
Friedrichstraße 50
41334 Nettetal-Kaldenkirchen
Tel.: 02157-125684
E-Mail: andreas.grefen@kirche-kaldenkirchen.de

Opferschicksale

"Lechol isch jesch schem - Jeder Mensch trägt einen Namen."

So beginnt ein hebräisches Gedicht der israelischen Schriftstellerin Zelda Schneurson Mishkovsky, das vertont zur Hymne des öffentlichen Gedenkens geworden ist.

Jakob Hoffstadt

Eheleute Bertha und Jakob Lion

Erich Sanders

Sophia Grete und Isaak Isidor Sanders

Salli Simon

Ehemalige Jüdische Gemeinde

Ehemalige Jüdische Kultusgemeinde Kaldenkirchen

Ruine der am 10.11.1938 zerstörten Synagoge Kaldenkirchen, 1957. Sie wurde 1961 abgerissen.Über 200 Jahre haben christliche und jüdische Bürger Kaldenkirchens friedlich miteinander und nebeneinander gelebt. Seit 1707 sind jüdische Bürgerinnen und Bürger in Kaldenkirchen belegt.

1856 bestand die Jüdische Gemeinde Kaldenkirchen aus 56 Personen. Das erste jüdische Bethaus war in einem Privathaus an der Ecke Rathausgasse/Bahnstraße (heute Bahnhofstraße 76) untergebracht. 1872/73 errichtete die Gemeinde eine Synagoge in unmittelbarer Nähe (heute Synagogenstraße).

Am Nachmittag des 10. November 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten verwüstet und zerstört. Die Thorarollen musste die Gemeinde auf dem Bürgermeisteramt abgeben. Jüdische Geschäfte in Kaldenkirchen wurden vandalisiert und die jungen jüdischen Männer ins KZ Dachau abtransportiert.


Ruine der am 10.11.1938 zerstörten Synagoge Kaldenkirchen, 1957. Sie wurde 1961 abgerissen.


Gedenktafel an der SynagogenstraßeDie jüdischen Bürger, die nach diesem Fanal nicht rasch die Flucht aus Deutschland ergriffen, wurden nach Riga und Theresienstadt deportiert. Die allermeisten wurden dort ermordet. An sie erinnert ein Mahnmal an der Ecke Jahnstraße/Frankstraße, wo bis 1924 der jüdische Friedhof war, bevor am Akazienweg ein neuer jüdischer Friedhof angelegt wurde.




Gedenktafel an der Synagogenstraße

Sachor!“ – „Gedenke!“... Gedenkstelen für die in der Schoah ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Kaldenkirchens (ehem. Jüdischer Friedhof Jahnstraße)Heute leben keine Jüdinnen und Juden mehr in Kaldenkirchen. Die jahrhundertelange „deutsch-jüdische Symbiose“ ist nur mehr Geschichte.

Wir als Evangelische Gemeinde Kaldenkirchen heute wissen uns verpflichtet, die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bürger und an die Jüdische Gemeinde Kaldenkirchen wach zu halten. Tage wie der „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar und das Gedenken an die Pogromnacht des 9. November 1938 bieten sich für eine solche Erinnerungskultur unbedingt an.

„Das Vergessen-wollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“ – so steht es über dem Eingang der Schoah-Gedenkstätte „Jad waSchem“ („Zeichen und Name“) in Jerusalem geschrieben.










„Stolpersteine“ für Max, Hedwig, und Elisabeth Lion vor ihrem ehemaligen Haus Fährstraße 3, gesetzt auf Initiative von Schülern der Gesamtschule Nettetal im Februar 2012.

Darüber hinaus muss es darum gehen, in allen Bereichen kirchlichen Lebens die unauflösliche Verbundenheit der christlichen mit der jüdischen Tradition in Erinnerung zu rufen. In Gottesdienst, Unterricht, und Erwachsenenbildung wollen wir traditioneller Israelvergessenheit in der Kirche entgegenwirken und uns auf die Suche nach einer christlichen Glaubenspraxis begeben, die sich in unauflöslicher Verbundenheit mit Israel versteht – so wie es Papst Johannes Paul II einmal ausgedrückt hat: „Wenn das Christentum sich seiner Verbindung zum Judentum nicht bewusst ist, dann hat es seine Identität verraten.“


Denn: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Römer 11,18)